Von null an sicher - Unfallprävention im Kleinkindalter
Fachtagung im Rahmen von Safe Region - Sicheres Brandenburg und dem Bündnis Gesund Aufwachsen in Brandenburg am 27. August 2014 im Friedenssaal der Stiftung Großes Waisenhaus in Potsdam
Säuglinge und kleine Kinder haben die höchsten Krankenhausbehandlungsraten von allen Kindern, wie Daten des Landesgesundheitsamtes Brandenburg zeigen. Das Bündnis Gesund Aufwachsen (BGA) empfiehlt daher die Förderung zielgerichteter Präventionsmaßnahmen. Die landesweite Fachtagung mit fast 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern richtete sich deshalb an alle Akteure, die beruflich mit Eltern von kleinen Kindern zusammenarbeiten und ihr Expertenwissen zur Unfallvermeidung an diese weitergeben können. Dazu zählen Hebammen und Familienhebammen, Erzieher/innen, Akteure aus den Frühen Hilfen, der Netzwerke Gesunde Kinder und aus dem Bereich der Unfallprävention.
Die Fachtagung geht auf einen Beschluss der AG Unfalll- und Gewaltprävention zurück (BGA-Plenum vom 9. April 2014). Die AG ist zugleich ein zentraler Partner der WHO-Initiative Safe Region - Sicheres Brandenburg.
Holger Kilian und Frederik Pettelkau (Fachstelle Gesundheitsziele bei Gesundheit Berlin-Brandenburg) moderierten die Fachtagung.
Ministerin Anita Tack (Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg) eröffnete die Fachtagung und ging in ihrem Grußwort bereits auf ausgewählte Daten zum Unfallgeschehen im Land ein. Die Ministerin bedankte sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das Interesse an der wichtigen Thematik "Unfallprävention im Kleinkindalter" und forderte zur Verwendung der heutigen Erkenntnisse in den jeweiligen Netzwerken auf.
Vorträge
Es folgten drei Fachvorträge, die verschiedene Teilaspekte des großen gemeinsamen Themas beleuchteten:
Dr. Gabriele Ellsäßer (Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg) stellte die aktuelle Datenlage in Brandenburg detailliert dar und wies in Ihrem Vortrag auf viele alterstypische Unfallgefahren im häuslichen Umfeld hin. Die Referentin machte zudem auf entsprechende Präventionsmöglichkeiten und auf mögliche Zusammenhänge zur Kindeswohlgefährdung aufmerksam.
> Fachvortrag Dr. Gabriele Ellsäßer
Jeanette Schmieder (Start gGmbH) reflektierte als Koordinatorin des Netzwerks Frühe Hilfen in Brandenburg das Thema Unfallprävention in den Strukturen der Familienberatung und -bildung. Unfallprävention ist ein wichtiges Schwerpunktthema und basiert auf der Kooperation von Gesundheitssystem und Jugendhilfe.
> Fachvortrag Jeanette Schmieder
Dr. Johann Böhmann (Klinikum Delmenhorst) präsentierte die Datenlage und die Organisationsstrukturen der WHO-zertifizierten "Safe Community" Delmenhorst. Multidisziplinäre Arbeitsgruppen thematisieren Teilaspekte der Unfallprävention im Kleinkindalter. Das Projekt "Kindersicherheit in Kita und Kommune" (KiKuK) leistet Hilfe zur Selbsthilfe bei der Unfallprävention im familiären Kontext.
Anschließend erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in die Praxis vor Ort. Wie wird Unfallprävention in der täglichen Arbeit bereits umgesetzt?
Dorothe Zacharias und Manuela Zapel (Netzwerke Gesunde Kinder Kolkwitz / Cottbus)stellten ihre Aktivitäten im Netzwerk vor. So wurde eine eigene Veranstaltung zur Unfallprävention durchgeführt unter Beteiligung lokaler und landesweiter Akteure. Das Curriculum der vielen ehrenamtlich beratenden Patinnen im Land sieht die Unfallprävention als eigenständigen Baustein vor.
> Präsentation der Netzwerke Gesunde Kinder Cottbus / Kolkwitz
Martina Schulze (Hebammenverband Brandenburg) referierte zu den rechtlichen Grundlagen der Hebammenarbeit und gab anschließend einen Einblick in die praktische Umsetzung – die Vorbereitung werdender Eltern auf das Leben mit Kind bei den Hausbesuchen. Die Unfallprävention ist auch hier fester Bestandteil der Beratungen.
Fachforen
Am Nachmittag kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den gemeinsamen Austausch und zur Vertiefung einzelner Aspekte in drei verschiedenen Fachforen zusammen:
Fachforum 1 | Unfallprävention in der Kommune
Dr. Johann Böhmann | Klinikum Delmenhorst
Anna Stumpe | Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG)
Herr Dr. Böhmann und Frau Stumpe berichteten von ihren Erfahrungen mit der Durchführung einer Netzwerkstrukturanalyse und stellten die Methode der grafischen Visualisierung vor. Leitfrage der gemeinsamen Diskussion war: Welche Eigenschaften sollte ein Netzwerk mindestens haben, um Eltern zu erreichen?
Fachforum 2 | Erfahrungen aus der Fortbildungspraxis der Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder"
Martina Abel | BAG "Mehr Sicherheit für Kinder"
Unter Moderation von Frau Abel tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen zu den Themen "Strategien der Elternansprache" sowie "Was brauchen Multiplikator/innen für gute Aufklärungsarbeit in den Familien?" aus.
Fachforum 3 | Was ist wirksam in der Unfallprävention?
Dr. Matthias Albrecht | Runder Tisch Prävention von Kinderunfällen Dortmund
Herr Dr. Albrecht klärte unter Beteiligung des Publikums zu Maßnahmen der häuslichen Unfallvermeidung auf. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend, wie diese Maßnahmen an Eltern wirksam vermittelt werden können.